Dienstag, 7. August 2012

Das Fräulein Liebe und die Berge des Lebens

Vom Streben nach Glück

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Als ich neulich beim Fräulein Liebe zu Besuch war erzählte ich ihm von einer Studie, die ich vor kurzem in einem Magazin gelesen hatte. Sie besagte, dass der Durchschnittsmensch in seinem Leben rund 11 Tage lachte, gleichzeitig aber in seinem Durchschnittsleben 4900 Liter Tränenflüssigkeit bildete. Im direkten Vergleich fand ich dies eine recht traurige Erkenntnis.
Ich dachte sehr lange darüber nach, wie oft oder wie lange ich am Tag lachte und ob ich an die 6 Durchschnitts Minuten am Tag kommen würde. Ich begann, die Minuten oder sogar Stunden in denen ich glücklich war mit denen zu Vergleichen, in denen ich Trübsal blies. 
"Sag mal, Fräulein Liebe, Woher kommt eigentlich die Traurigkeit?"
"Liebeskind"
antwortete sie,
"Ich denke, die Traurigkeit steckt in jedem von uns und denke bitte nicht, dass sie kein Gutes Gefühl ist. Im Gegenteil. Traurig zu sein ist manchmal sehr sehr wichtig für jeden von uns. Denk mal darüber nach, wie die Welt wäre, wenn jedes Liebeskind immer gut gelaunt ist. Irgendwann wäre die Welt ähnlich trostlos, einheitlich und vor allem nicht echt. Und wenn etwas beginnt nichtmehr echt zu sein, wird daraus so etwas wie dass da vorne..."
sie zeigte auf drei kleine Kinder, die in ihrem Garten Seifenblasen in den Wind pusteten. Wunderschön und leicht tanzten sie durch die Luft, bis sie schließlich zerplatzten.

"Und wenn du dann merkst, dass etwas von dem du die ganze Zeit gedacht hast, es wäre perfekt, plötzlich zerplatzt und du zurücksiehst und sehen kannst, wie unreal alles war, fällst du vielleicht in eine Traurigkeit, die tiefer ist, als dieses Trübsal blasen, welches jeder von uns kennt, verstehst du?"
Wie so oft war ich mir nicht ganz sicher, ob ich dass, was das Fräulein Liebe meinte wirklich verstanden hatte. Ich sah den Kinder weiter zu. Sie hatten Spaß daran, sich die Seifenblasen anzusehen, sich stets darüber bewusst, dass sie vergänglich waren, trotzdem stets darum bemüht, sie durch "gegen den Wind pusten" und "Hindernisse aus der Flugbahn räumen"  möglichst lange in der Luft und am "leben" zu halten.

Plötzlich begann dass Fräulein Liebe zu lächeln.
"Weißt du was, Liebeskind? Vor garnicht langer Zeit saß ich hier im Garten, allein. Auch ich bin manchmal ein bisschen Traurig weißt du? Dass heißt nicht, dass ich gleich in den Pessimistenwald rennen möchte, aber ich brauche dann meist doch ein bisschen Zeit für mich und vielleicht sogar einen Tee, den ich mit dem Wasser des Sees braue. Als ich hier so saß und die Sonne schien und auch die drei Kinder dort vorne bereits ihre Seifenblasen in den Wind pusteten gesellte ich mich zu ihnen. Ich versuchte mich sehr lange daran, eigene Bläschen fliegen zu lassen, aber es funktionierte nie, weißt du warum?"
Ich wusste es nicht.
 "Zuerst wollte ich möglichst große Seifenblasen machen. Oft gelangen mir diese auch, doch je größer ich sie machte, desto schneller zerplatzten sie. Dann wollte ich möglichst viele Seifenblasen haben, also blies ich sehr sehr schnell auf die Seifenlauge, doch ich blies zu schnell und somit die ganze Lauge einfach von Stab hinunter. Zuletzt wollte ich sie möglichst perfekt haben, kreisrund solten sie sein und in allen Farben des Regenbogens schimmern. Auch daraus wurde nichts. Meinst du nicht, dass das auch oft das Problem aller Liebeskinder ist? Dass alle zu angestrengt danach streben, etwas perfektes zu haben oder zu bekommen?"
Dieses Mal verstand ich sie sofort.
"Mit Sicherheit sogar, Liebes Fräulein Liebe. Würde ich mich umhören, wäre die Definition vom Glück bei allen meiner Freunde ähnlich. ´Glücklich sein´ bedeutet meist, geliebt zu werden, Geld oder ein Eigenheim mit Familie zu haben. Ich kenne niemanden, außer dich, der einfach mit dem Leben zufrieden ist und nicht ständig etwas perfekteres oder besseres braucht. Dafür bewundere ich dich und damit inspirierst du mich."
Wir gingen zu den Kindern und bliesen mit geschlossenen Augen einfach auf die "Seifenblasenstäbe" und es wurden nahezu perfekte Seifenblasen. Den ganzen Nachmittag lachten wir, fingen Blasen ein oder pusteten sie in den Wind. Gegen Abend, als ich mich verabschiedete sagte das Fräulein Liebe noch zu mir:

"Liebeskind, als du mir heute von der Studie über das Lachen und das weinen berichtet hast, war ich anfangs etwas erschüttert. Doch heute Nachmittag als wir so viel Spaß mit den Seifenblasen hatten habe ich dich beobachtet, manchmal weint man auch vor lachen!"

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